Knöcheltief auf Sole 5 – Fred Heinemann erinnert sich

30.30.2021 "Schwarzes Gold - Ist das Herz der Nacht - Und solang es schlägt - Wird die Welt sich dreh'n." Der alte Schlager von Peter Alexander kommt unweigerlich in den Sinn, wenn man dem spannenden Leben von Fred Heinemann lauscht. Wir Vitus-Grüne hatten Gelegenheit, mit ihm ein Gespräch zu führen.

„Unter Tage war eine Maschinenbau- und eine Elektrowerkstatt“

Fred Heinemann, 1938 in Bochum geboren, hatte es seinerzeit nicht weit bis zu seiner Ausbildungsstätte. Grade mal 300 Meter bis zur Zeche Katarina, und hier begann er seine Ausbildung als Elektriker, später dann zum Elektro-Ingenieur. Hier auf der Zeche war er lange Zeit unter Tage für die Instandhaltung der Geräte zuständig, (Schwemmmaschinen , Kohlehobel) das ging bis über 1 Kilometer in die Erde, so Heinemann.

Für ihn eine spannende Zeit. So erinnert er sich an den Heiligabend 1965, als ein Notfall vorlag und er dringend mit seinen Leuten in die Grube musste. Hier waren Pumpen ausgefallen, die erst nach vielen Stunden wieder in Gang gebracht werden konnten. Auf einer großen Bergarbeiterveranstaltung lernte er dann auch seine spätere Frau kennen, mit der er bis heute zusammen lebt.

Stolz zeigt er seine alte Wetterlampe („Ein Abschiedsgeschenk“) und seinen Steigerstock . „Hiermit konnte ich feststellen, ob „das Wetter“ (die Luft) in Ordnung war, damit die Kumpels in die Grube einfahren konnten“, so Heinemann. Und der Steigerstock ? „Damit konnte man unter Tag schnell abmessen, wie viel Kohle abgebaut wurde. Ein Zollstock wäre da unten gar nicht möglich gewesen“.

Ende der 1960er-Jahre zeichnete sich die Stilllegung der Zeche ab, und somit bewarb er sich in der Stadt Beckum in der Stadtverwaltung. Hier wurde er schnell mit seinen Fachkenntnissen angenommen und war dann auch Anfang der 1970er recht schnell politisch aktiv, saß dann im Stadtrat. Kurz darauf wechselte er zur VEW-Direktion nach Münster, in der er bis zu seiner Pensionierung tätig blieb. Starkstrom, Umsetzer, Beleuchtungsanlagen – hier konnte er seine Fachkenntnisse, die er im Bergbau erworben hatte, sehr gut einbringen. Anfang der 1970er baute er sich dann im Süden von Everswinkel mit seiner Familie sein jetziges Haus („ist einfach näher an Münster“), und da er weiterhin politisch aktiv bleiben wollte, trat er in die SPD Everswinkel ein. Es folgte eine lange Zeit im Gemeinderat, die letztlich auch zum stellvertretenden Bürgermeister mündete.

Das alte Metermaß für Unter Tage

In dieser Zeit war er zudem u.a. Mitglied im Verkehrsverein und wurde dort in den 1980ern dann Vorstandschef. So konnte er den Verkehrsverein mit seinen heutigen Aktivitäten erfolgreich ausbauen. Später wurde er auch noch zum ehrenamtlichen Richter ernannt. „Es waren zum Teil bis zu 18 Stunden am Tag : Beruf, Politik, Verkehrsverein“, erinnert er sich im Interview mit uns Vitusgrünen. Spaß gemacht hat es ihm immer.

Dann waren noch die Gedichte. „Das begann so vor ca. 15 Jahren. Ich schrieb die ersten Gedichte, die sich u.a. um meine Heimatstadt Bochum drehten, später kamen dann weitere Geschichten hinzu“. Zur Zeit werden diese Gedichte aufgearbeitet und sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. Jetzt, mit fast 83 Jahren, ist ihm aber immer noch nicht langweilig. Beratend ist er in der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft tätig, und als als stellvertretnder Vereinschef im örtlichen VDK kennt man ihn auch.

Eines bleibt jedoch – sein Herz schlägt immer noch für den Bergbau, und dies wird immer so bleiben.



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